Zur ursprünglichen Frage: ich wähle FDP aus einem traditionellen Verständnis von Freiheit heraus und aus Glauben an den Markt, der nach meinem Verständnis langfristig für alle am Besten ist.
Zum Markt: Selbstverständlich gibt es viele Situationen, in denen der Markt versagt - Externalitäten (siehe Klima), Versicherungsmarkt wegen asymmetrischer Informationen, Monopole (Schumpeter widerspricht im Hintergrund...) und vieles mehr. Ich akzeptiere auch, dass deshalb in manchen Fällen staatliche Eingriffe effizienter sind, insbesondere bei der Bereitstellung von öffentlichen Gütern wie Verteidigung - die staatlichen Lösungen sind aber ebenfalls nicht perfekt, siehe Public Choice, einfach weil die Politiker, Bürokraten und Wähler eben nicht nur im öffentlichen sondern auch im privaten Interesse handeln (Principal-Agent-Problem). In vielen Fällen sind Marklösungen nicht perfekt, aber immerhin besser als das was der Staat zuwege brächte/bringt. Außerdem glaube ich dass die FDP wenn sie Eingriffe befürwortet, wie beim Klimawandel durchaus der Fall, mehr als andere Parteien auf marktähnliche Mechanismen zurückgreift - was ich sehr sinnvoll finde.
Die Vorstellung, dass die FDP die Partei der Reichen sei, teile ich nicht. Ich würde eher unterschreiben, dass die anderen Parteien die Parteien gegen die Wohlhabenden (von heute und morgen) sind.
Armut ist nach meinem Verständnis nicht relativ sondern absolut zu definieren. Umverteilung ist sinnvoll, wenn sie erstens Menschen in absoluter Armut hilft und zweitens Menschen hilft, zu vermeiden in absolute Armut zu fallen bzw. ihnen hilft, wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Zu diesem Zweck sowie aufgrund von positiven Externalitäten unterstütze ich die Förderung von Bildung durch den Staat. Diese hilft außerdem dabei, eine größere Durchlässigkeit zwischen den Gesellschaftsschichten zu erreichen. Ich würde mir aber wünschen, dass diese Förderung in Form eines Vouchers für jeden Schüler ausfällt, den er auch an einer privaten (zertifizierten) Schule einlösen kann. Dann wäre der Wettbewerb zwischen privaten und öffentlichen Schulen ausgeglichener und Kinder würden bei gleichen Kosten für die Gesellschaft auf die bessere Schule gehen.
Zu erwarten, dass man ohne hart zu arbeiten durch steuerliche Ausgleichszahlungen jemandem (fast) gleichgestellt wird, der hart arbeitet, spart und Vermögen aufbaut, ist nach meinem Verständnis die Einstellung eines Schmarotzers. Oft hängt Ungleichheit in der Zukunft auch damit zusammen, dass der eine heute investiert und der andere heute konsumiert (egal ob Zeit oder Geld).
Sozialismus oder die Vorstellung, dass stärkere staatliche Interventionen zu mehr Wohlstand (und weniger Ungleichheit) führen, wie beispielswiese von Ha-Joon Chang vorgebracht (Peter Lindert hat dazu auch ein interessantes Paper, das BIP-Wachstum ins Verhältnis mit staatlichen Ausgaben als Anteil am BIP setzt), finde ich im Allgemeinen unsinnig, auch wenn es Gegenbeispiele geben mag.
Jemand meinte, die FDP sei zu sehr föderalistisch. Während sich meiner Meinung nach die Zentralisten auch in der FDP durchgesetzt haben (siehe Forderung nach zentralem Abitur), stimmt es sicher, dass die FDP am ehesten auf föderale Elemente setzt. Das finde ich auch sinnvoll, weil es heißt, dass verschiedene Sachen experimentiert werden, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, eine gute Lösung zu finden, die dann von den anderen Ländern übernommen wird.
Alles in allem für mich die Partei der Wahl.
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